Wirtschaft und Politik

Australien hat eine komplexe und dynamische Wirtschafts- und Politiksituation, die von mehreren wichtigen Faktoren beeinflusst wird. Das Land ist stark von seinen reichen Rohstoffvorkommen abhängig, insbesondere von Eisenerz, Kohle und Erdgas, was zu einem signifikanten Handel mit großen asiatischen Wirtschaftsmächten wie China und Japan führt. Gleichzeitig wird die australische Politik von inneren Herausforderungen wie Klimawandel, dem Umgang mit indigenen Rechten und geopolitischen Spannungen geprägt. Australien versucht, wirtschaftliches Wachstum mit einer nachhaltigen Zukunftspolitik zu verbinden und sich international strategisch zu positionieren.

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Wirtschaftliche und politische Entwicklung Australiens

Von 1929 bis 1933 litt Australien unter der Weltwirtschaftskrise. Die Abhängigkeit von Weizen- und Wollexporten begann sich zu rächen: Als die Preise weltweit nachgaben, stieg die Arbeitslosigkeit und besonders Haushalte mit niedrigen Einkommen kamen in Existenznöte. Hatte sich Australien lange Jahre ganz auf seine Landwirtschaft und den Export agrarischer Produkte verlassen, so begann man nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Aufbau einer Industrie, die jedoch bis heute weitgehend auf dem reinen Abbau und Export von den reichlich vorhandenen Rohstoffen basiert. Bei der Uranförderung gerät die Regierung in Gewissensnöte: Da die Vorkommen oft in den Reservaten der Ureinwohner liegen, sind lange Verhandlungen nötig. Australien selbst betreibt kein einziges Kernkraftwerk kommerziell, es existieren zwei kleine Forschungsreaktoren in Lucas Heights (30 km von Sydney). Die 1990er-Jahre waren von einer Konsolidierung und Öffnung der Wirtschaft geprägt. Maßgeblichen Anteil daran hatte die Labour-Regierung unter Paul Keating, die eine breite Privatisierungsoffensive staatlicher Betriebe durchgesetzt hat. Die Kooperation mit den südostasiatischen und südpazifischen Staaten wurde durch die Mitgliedschaft und Stärkung der APEC (Asian Pacific Economic Cooperation) gestärkt.

In den letzten Jahren hat Australien vermehrt unter extremen Wetterereignissen wie Dürreperioden und Überschwemmungen gelitten, die die Landwirtschaft erheblich beeinträchtigten. Gleichzeitig erlebten die Städte weiterhin einen Bauboom, angeheizt durch den Rohstoffhunger Chinas. Die globale Finanzkrise von 2008 hat Australien weitgehend verschont, und das Land verzeichnete eine lange Phase ohne Rezession. Allerdings bestehen Risiken durch das hohe Preisniveau und Exportprobleme. Seit 2010 beeinträchtigt die Stärke des australischen Dollars den Tourismus, da Auslandsreisen oft kostengünstiger sind als Inlandsreisen.

Stand 2024:

Die anhaltende Volatilität des Klimas bleibt eine große Herausforderung für die australische Landwirtschaft. Australien, das stark von fossilen Brennstoffen abhängt, sieht sich erhöhtem Druck gegenüber, sich in Richtung einer nachhaltigeren Wirtschaft zu bewegen. Der Bauboom in den großen Städten hält weiterhin an, angetrieben durch Urbanisierung und Bevölkerungswachstum. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Zukunft unsicher, da Faktoren wie geopolitische Spannungen mit China und der Klimawandel das Wirtschaftswachstum beeinflussen könnten.

Politik

In Australien gibt es zwei große Parteien, die Australian Labour Party und die Liberal Party (Nachfolgerin der United Australia Party). Die Labour Party wurde bereits 1891 gegründet. Die Liberalen lassen sich mit den konservativen Parteien anderer Länder vergleichen. Hinzu kommen einige politische Unabhängige mit geringer Bedeutung für die Landespolitik.

1927 wurde Canberra Regierungssitz und Hauptstadt Australiens. Einen ersten wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Australien in den 1950er- und 1960er-Jahren unter konservativer Führung. Erst 1972, nach 23 Jahren der Opposition, gelangte wieder eine Labour-Regierung an die Macht. Ihr damaliger politischer Führer war Gough Whitlam. Trotz breit angelegter Reformen (Abschaffung der Wehrpflicht, Sozialgesetzgebung) wurde die Wahl 1975 gegen die konservative liberale Partei verloren. Whitlam hatte schlecht gewirtschaftet und Australien hoch verschuldet. Zahlreiche Skandale und die Wirtschaftskrise Anfang der 1970er-Jahre taten ein Übriges.

Mit der Liberal Party regierte Malcolm Fraser bis 1982 und baute in dieser Zeit Australiens Wirtschaft aus, bis auch ihn die Rezession der 1980er einholte. Zu den wirtschaftlichen Problemen kamen Dürrekatastrophen. So wechselte die Führung des Landes abermals 1983, diesmal war es Bob Hawke, der die Labour Party zum Wahlsieg führte. Hawke war bei der Bevölkerung außerordentlich populär, stellte er doch den typischen, sehr volksnahen Australier dar. Er vertrat eine stärkere Bindung zu den USA und verkündete eine Loslösung von der britischen Krone. Unter ihm beendet 1986 der Australia Act alle Exekutiv- und Legislativrechte Großbritanniens in Australien.

1988 feierte Australien die Ankunft der ersten Flotte (26. Januar 1788) den 200. Geburtstag. Die damit verbundenen Hoffnungen, Großbritannien würde die Zügel aus der Hand geben, erfüllten sich nicht: Australien ist noch immer konstitutionelle Monarchie, die Königin von England ist noch immer auch die Königin von Australien. Zwar wird bei offiziellen Anlässen 'God Save The Queen' seit 1984 nicht mehr gesungen, bei privaten Feiern und unbedeutenden Anlässen jedoch kann die Lobeshymne auf die Queen noch gehört werden. Im Dezember 1991 übernahm der frühere Finanzminister Paul Keating (Labour-Partei) nach einer Kampfabstimmung das Regierungsruder von seinem Vorgänger Bob Hawke.

John Howard, Premierminister seit 1996, sorgte für eine Überprüfung der Aborigine-Landrechte: Bodenschätze sollen weiterhin abgebaut werden dürfen, Minengesellschaften leichter an Abbaurechte gelangen. Die radikale rechte Partei 'One Nation' versuchte Profit aus einem latent vorhandenen Rassismus zu ziehen. 1999 entschied das australische Volk mit knapper 55-%iger Mehrheit, dass die Queen weiterhin das Staatsoberhaupt Australiens bleibt.

2000 präsentierte sich Australien nach ausschweifenden Millenniumsfeuerwerken bei den Olympischen Spielen in Sydney von seiner allerbesten Seite und gewann weltweit neue Fans und Freunde. Im Jahr 2003 folgte Australien den US-Amerikanern in den Irak-Krieg, entgegen aller Bevölkerungsproteste. Bedeutsam ist das Freihandelsabkommen, das im selben Jahr mit China geschlossen wurde. Australien erhielt dadurch als eines der ersten Länder überhaupt unbeschränkte Exportrechte für den größten Wachstumsmarkt der Welt.

Im Herbst 2007 verlor die Regierung von John Howard die Parlamentswahlen.

Kevin Rudd wurde Premierminister einer Labour-Regierung. Die neue Regierung verkündete Änderungen in der Sozial- und Umweltpolitik, setzte auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit den pazifischen Nachbarn und entschuldigte sich erstmals offiziell bei den Aborigines für das ihnen durch weiße Australier zugefügte Unrecht, was Howard stets abgelehnt hatte. Ein eindrucksvoller Wirtschaftaufschwung erfasst das Land: Australien besitzt das, was die wachsende Weltbevölkerung begehrt: Rohstoffe. Rudd erfuhr heftigen Gegenwind, als er mit Hilfe einer CO²-Steuer Australien vom Ruf des Klimakillers befreien wollte und eine Steuer auf Profite im Bergbau einführen wollte. Der Aufschwung wurde 2009 durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise jäh, aber nur kurz gebremst. Nach innenpolitischen Querelen übernahm Labour-Frau Julia Gillard 2010 den Posten der Parteichefin und der Ministerpräsidentin.

Im September 2013 gewannen die Konservativen unter Tony Abbott die Macht im Land zurück. Als eine der ersten Maßnahmen macht er die CO²-Steuer rückgängig.

Tony Abbott war bis 2015 Premierminister, als er durch Malcolm Turnbull ersetzt wurde. Turnbull wurde 2018 selbst von Scott Morrison abgelöst, der die Regierung während seiner Amtszeit durch Krisen wie die Buschfeuer 2019-2020 und die COVID-19-Pandemie führte. Morrison wurde für seine Krisenbewältigung und Umweltpolitik kritisiert.

Die Wahlen im Mai 2022 brachten einen Wechsel, als Anthony Albanese von der Australian Labor Party die Regierung übernahm. Albanese setzte sich für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und eine bessere Reaktion auf die Pandemie ein. Unter seiner Führung konzentrierte sich die Regierung auf erneuerbare Energien, die Entschädigung der indigenen Bevölkerung und stärkere internationale Partnerschaften, insbesondere im Indo-Pazifik-Raum. Die politischen Debatten waren geprägt von Themen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und die Lage der indigenen Bevölkerung, was die politische Agenda in Australien weiterhin beeinflusst.

Regierung

Australien ist eine Föderation von sechs Staaten und zwei Gebieten (Territories).
Nach der schriftlichen Verfassung, die am 01.01.1901 in Kraft trat, als sich die Kolonien zum Commonwealth of Australia zusammen schlossen, ist die Bundesregierung hauptsächlich für die Volkswirtschaft und die Reservebank, Sitten und Gebräuche, Einwanderung, Verteidigung, Außenpolitik und das Postsystem zuständig.
Für Gesundheit, Bildung, Wohnen, Verkehr und Justiz sind in erster Linie die Landesregierungen verantwortlich. Australien hat ein parlamentarisches Regierungssystem, das auf dem des Vereinigten Königreichs basiert, und die staatlichen und föderalen Strukturen sind weitgehend ähnlich.
Im Bundestag ist das Unterhaus das Repräsentantenhaus, das Oberhaus der Senat. Das Bundesparlament hat seinen Sitz in Canberra, der Hauptstadt des Staates.

Weitere umfassenden Informationen hierzu finden Sie auf der englischsprachigen Seite der australischen Regierung.
Auf der Webseite des australischen Instituts für Ureinwohner- und Torres-Meerengen-Inselbewohner können Sie sich umfassend über die sogenannten “Land Rights Acts” und “Aboriginal Land Rights” informieren.

Wirtschaft

Australien ist eine relativ wohlhabende und industrialisierte Nation, aber ein Großteil seines Reichtums stammt immer noch aus Landwirtschaft und Bergbau. Der einheimisch Markt ist klein und das verarbeitende Gewerbe vergleichsweise schwach. Dennoch ist ein erheblicher Teil der Bevölkerung im verarbeitenden Gewerbe beschäftigt, und in weiten Teilen der australischen Geschichte wurde argumentiert, dass diese Industrien Zollschutz vor Importen benötigen, um ihr Überleben zu sichern.Heute ist der Schutz der Zölle auf dem Vormarsch und es werden Anstrengungen unternommen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Australiens zu verbessern.
Dies hat an Bedeutung gewonnen, da die Preise für traditionelle Primärexporte unbeständig geworden sind. Während der 1980-er und frühen 90-er Jahre, versuchten die Labor’s mit Unterstützung des australischen Gewerkschaftrates das Wachstum der Reallöhne einzudämmen, um australische Produkte im Ausland wettbewerbsfähiger zu machen.
Dieses Abkommen, so wurde es genannt, endete 1996 mit der Wahl der konservativen Howard Regierung.
Eine immer wichtigere Einnahmequelle ist die Tourismusbranche. Die Besucherzahlen steigen von Jahr zu Jahr, und es wird prognostiziert, dass sie in Zukunft noch größer sein werden.
Diese Vision wurde durch den Abschwung in den boomenden Volkswirtschaften Südostasiens 1997 etwas gedämpft. Australien ist jedoch weiterhin gut positioniert, um in diese Märkte einzutreten – mehr als die Hälfte der australischen Exporte gehen in den asiatischen Raum.
Die Landwirtschaft, früher der Eckpfeiler der australischen Wirtschaft, macht heute ungefähr 4% der Produktion aus, während der Bergbau ungefähr 8% und das verarbeitende Gewerbe ungefähr 16% ausmacht.
Zu den Hauptexportgütern gehört Wolle (Australien ist der weltweit größte Anbieter) Weizen, Gerste, Zucker, Kohle und Eisenerz.
Japan ist Australiens größter Handelspartner, aber die Volkswirtschaften China, Korea und Vietnam gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Regional initiierte Australien die Gründung der Asien-Pazifik Wirtschaftsgruppe (APEC), die die wirtschaftlichen Interessen der pazifischen Nationen fördern soll.
Die australische Wirtschaft wächst mit rund 3% pro Jahr und die Inflation ist mit rund 1% niedrig.